· 

#GoForGold - The Cinderella Story! (5)

Der erste Abend

Oder: Es eskaliert eh! 

 

Da es mittlerweile so round about 22 Uhr war (+ - zwei Stunden, mein Zeitgefühl hatte es mittlerweile völlig hinter sich), konnten wir mit gutem Gewissen den importierten Schnaps auf den Tisch stellen. Für den Havanna hatte Mr. Gothe extra Limetten im Handgepäck mitgebracht. Eigentlich war der Plan, sich im Bus bereits darüber her zu machen. Da der Bus allerdings keinen Kofferraum hatte, wurde unser Gepäck, also elf Koffer zzgl. diverse große Handgepäck-Stücke, auf den vorderen Sitzen deckenhoch gestapelt. Nur Gott weiß, warum das alles gehalten hat…

 

Wir haben uns häuslich niedergelassen und feierten den erfolgreichen Beginn von Olympia. Also unseren erfolgreichen Beginn. Die deutschen Eishockeyjungs haben 5:2 gegen Suomi auf den Deckel gekriegt. War zu erwarten, also nicht dramatisch. Unsere Stimmung hat es jedenfalls nicht getrübt.

 

Der Black-Forrest-Ape kam irgendwann auf die Idee, dass ein kleiner Happen essen nicht verkehrt wäre. Für die nähere Umgebung hatte ich mich angeschlossen, ebenso Helge und Jup, und so tingelten wir vom Hotel aus Richtung „Hauptstraße“. Der Schnellimbiss direkt am Hotel wurde ignoriert. Dann gab es allerdings überall nur diese ominösen Aquarien. Daher habe ich nach dem Motto „Das bisschen, was ich esse, kann ich auch trinken“ wieder den Weg zurück ins Hotel angetreten. Henne musste sich dann nach geraumer Zeit auch geschlagen geben und ist doch im Imbiss eingekehrt. Ergebnis waren eine riesige Portion Fritten und klassisch koreanische Teigtaschen. Sehr schmackhaft!

Apropos schmackhaft: Dieser Soju Pfirsich konnte so einiges. 0,33 l, 12 Umdrehungen und süffig wie Limonade. Kostenpunkt im Supermarkt umgerechnet 1,07 Euro. Okay, hier bleibe ich.

 

Irgendwann sind wir dann mal in die Planungen eingestiegen. Am nächsten Tag stand Eishockey auf dem Programm. Gruppenspiel Deutschland-Schweden. Allerdings das Abendspiel, also hatten wir noch den ganzen Morgen/Mittag/Nachmittag Zeit. Nach einiger Recherche stand fest, dass wir zum Curling wollen.

Eiskunstlauf wurde heiß diskutiert, ich war nur leider der einzige Befürworter. Hägar ist immer noch der festen Überzeugung, man könne es nicht bewerten („Das kann man ja nicht zählen/messen/wiegen!“) und der Rest ist einfach zu asi, um die Schönheit und den Anmut dieses Sports zu erkennen!

 

Henne hat schließlich vorgeschlagen, wir könnten ja gemeinsam was essen gehen. Er hätte, O-Ton, „gerade einen Koreaner hier im die Ecke entdeckt“. Wow… Wahnsinn. Einen Koreaner. Um die Ecke. Direkt um die Ecke. Hier in … ach ja: KOREA du Dumpfnase! Das Gelächter war groß und der Running Gag hat sich die gesamte Olympia Zeit gehalten. Der Black-Forrest-Ape hat halt ein bisschen Pech beim Denken und fragt sich wohl auch, warum Eimer unten zu sind… Aber wir mögen ihn trotzdem!

 

Wie üblich haben die Getränke irgendwann nach Freiheit geschrien und ich habe die entsprechenden Örtlichkeiten aufgesucht. Wow! Ne Sitzheizung im Auto ist ein Scheißdreck dagegen. Neben der beheizten Toilettenbrille gab es noch diverse andere Knöpfe zu betätigen (vgl. Foto). Da ich die Schrift nicht entziffern konnte, habe ich allerdings Abstand davon genommen, willkürlich irgendwo drauf zu drücken. Wer weiß, was da alles hätte passieren können!

 

Beim Rauchen sind wir dann mit ein paar Leuten ins Gespräch gekommen, die nach einiger Zeit ebenfalls den Frühstücksraum in Beschlag genommen haben zwecks Trinken und Karten spielen. Es stellte sich heraus, dass es sich bei ihnen um amerikanische Soldaten handelte, die für irgendwelche Hilfsarbeiten bei Olympia für Team USA rekrutiert wurden. Das nenne ich mal Arbeit! Zu späterer Stunde habe ich mich dann mal dazu gesellt. Zunächst wurden mir diverse Soju-Geschmacksrichtungen zum Probieren angeboten (Granatapfel, Heidelbeere) mit dem Hinweis, dass Grapefruit über alles geht. (Spoileralarm: Sie hatten recht!!!)

 

Dann hieß es Karten spielen. Ich weiß bis heute nicht, was ich gespielt habe. Ich glaube, es war Rommé. Glücklicherweise wurde natürlich mein Englisch immer besser (ich erwähnte das bereits im Kontext mit der dämlichen Stewardess aus Holland) und deshalb funktionierte das auch irgendwie. Als ich mir allerdings zum Vorwurf machen lassen musste, dass ich ja einen „German Accent“ hätte, musste ich herzlich lachen. Was erwarten diese Amis denn?

 

Was mich noch amüsiert hat, war die Anekdote von einem der Jungs, der in der Vergangenheit in Deutschland stationiert war. Er kann kein Deutsch und ist eine lange Zeit sehr verwirrt über die Basis getingelt und fühlte sich übelst verarscht, weil ihm jeder seinen Namen hinterher gerufen hat. Das Missverständnis hat sich irgendwann aufgeklärt, als man „Morgan“ die Übersetzung von „Guten Morgen“ erklärt hat!

 

Irgendwann lichteten sich dann die Reihen. Mittlerweile hatte der Black-Forrest-Ape seine Fanta für die Mischungen zu Verfügung gestellt. Etwa gegen 3 Uhr ging es auch für die letzten Überlebenden ins Bett. Man wollte ja morgens um 9 Uhr das Frühstück testen und gegen 12:30 Uhr starten. Also ab zum Matratzenhorchdienst. Der erste Abend ist schon mal mit Ansage eskaliert! (Was ist das bloß immer mit diesem „ersten Abend“…)

 

 

https://vereinslos-bueggy-on-tour.jimdo.com/2018/03/25/goforgold-the-cinderella-story-1/

Die Tickets

Oder: Wie man in zwei Stunden zwei Millionen verlieren kann! 

 

Die Sonnenstrahlen schienen in das Zimmer. Zeit für Frühstück. Ach ne, Moment. Es war zwölf Uhr! Hoppla. Scheiß Zeitumstellung. Havanna, Soju und Bacardi Oakheart lagen schwer auf dem Gemüt und jetzt ging die Hektik los, wollte man sich doch wie erwähnt um 12:30 Uhr zwecks Aufbruch treffen. Was wir natürlich nicht geschafft haben. Aber unsere liebe Reisegruppe hat zum Glück auf uns gewartet.

 

Heute war es endlich so weit. Der Grund, weshalb wir die 8500 km auf uns genommen haben: Eishockey bei den Olympischen Winterspielen. Deutschland gegen Schweden. Abendspiel. Also die Eishockeyklamotten schon mal zusammengepackt. Aber erstmal hieß es, den Tag noch ein wenig bunter zu gestalten.

 

Als wir dann 15-30 Minuten zu spät zur Reisegruppe gestoßen sind, ist mir insbesondere das Wetter positiv aufgefallen. Sonnenschein. Frisch, aber auszuhalten. Nach den Berichten der Tage davor, die von beißendem Wind und bis zu -17°C sprachen, haben wir es gut getroffen. Insgesamt hatten wir in der ganzen Zeit sehr viel Glück. Klar, gerade in den Bergen war es schon ordentlich kalt. Aber – ich möchte das hier besonders hervorheben, da mir diverse Gerüchte nachhängen – es hat nur einen einzigen Tag mal kurz geregnet und geschneit! EINEN TAG! Von wegen Regengöttin. Pah!

 

Aber zurück zum ersten Olympia-Sport-Programm-Tag. Mit acht Leuten machten wir uns auf, um am Olympia-Gelände Tickets für’s am heutigen Tag stattfindende Curling zu besorgen. Wenn man schon mal da ist, kann man sich auch mal Sportarten anschauen, mit denen man sonst gar nichts an der Brause hat.

 

Here we go. Die Recherche vorab vom Black Forrest Ape - der sich im Laufe der Zeit als engagierter „Local Leisereiter“ entpuppte – hat uns verraten, dass wir in der Nähe des Hotels in den 300er Bus einsteigen müssen. Besonders hervorzuheben: Sämtlicher Personennahverkehr war kostenfrei! Im Detail also die Linienbusse sowie eine unzählige Menge von Shuttlebussen, die von zentralen Stellen aus quer durch die Gegend fuhren, um die Besucher zu den Wettkampfstätten zu bringen. Hut ab! Wir wären ein Vermögen losgeworden, wenn wir – insbesondere der Weitläufigkeit geschuldet – alle Touren hätten bezahlen müssen.

 

Aber zurück zum 300er Bus. Schlimmste! Busfahrt! Aller! Zeiten! Irre. Wir sind in der ganzen Zeit wirklich oft mit diesem Bus Richtung Olympia-Gelände geballert. Erst habe ich noch die Hoffnung gehabt, dass es mir aufgrund des Vorabends so schrecklich vorgekommen ist. Nein. Selten war sich die Reisegruppe in einer Sache so einig: Jedes Mal saßen irgendwelche suizidalen Psychopathen am Steuer. Vollgas. Vollbremsung. Vollgestopft. Eine Hitze in dem Bus, dass einem der Kreislauf weg kracht. Wenn es besonders schlimm wurde und einem die eigene Sterblichkeit schmerzlich bewusst wurde (das Leben zog in Bildern vor dem geistigen Auge vorbei und signalisierte den Abschied aus der irdischen Welt), schloss man kurz die Augen und hoffte auf ein Wunder. Wir haben wirklich viele Wunder erlebt in Korea. Das Überleben von „300“ war eines davon.

 

Aber ich schweife ab. Irgendwann waren wir dann mehr oder weniger heile am Olympia-Gelände in Gangneung angekommen. Also auf zu den Ticketschaltern. Holy Christ. Menschenmassen. Natürlich ALLE am Ticketschalter. Warten, das können diese Koreaner. Na das kann dauern. Ein Teil von uns hat sich angestellt. Ein anderer Teil suchte nach Getränken.

 

Was die Koreaner einfach nicht konnten, war ein den Bedürfnissen der Besucher angemessenes Catering. Statt direkt neben den Tickethäuschen eine Bierbude hinzuballern, saß man auf dem Trockenen. Nächster Bierstand: Olympia-Gelände. Dafür brauchte man allerdings ein Ticket. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Aber wenigstens gab es ein Schwimmbad mit einem Kiosk in unmittelbarer Nähe. Hier konnte man dann zumindest ein paar alkoholfreie Getränke erwerben, um den Magen nach der Busfahrt wieder etwas zu beruhigen.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir - allen voran der Black-Forrest-Ape und Marion - den Ticketschalter erreicht. Hiobsbotschaft: Curling ausverkauft. Na toll. Blöde Koreaner. Aber wenn man schon mal die Dame am Ticketschalter in Beschlag genommen hat, kann man auch mal Nägel mit Köpfen machen. So hatten wir geplant, uns mit Tickets einzudecken für

- Ski-Slopestyle Damen,

- Zweier-Bob Herren,

- Biathlon Damen und

- Nordische Kombination Herren.

Der Erwerb gestaltete sich allerdings ein wenig holprig, da Frau Ticketing dummerweise nur sehr schlecht englisch gesprochen und verstanden hat. Also wurden alle Tickets anhand des Programms und mit Händen und Füßen bestellt. Mit Angabe einer Telefonnummer und der Vorlage der Kreditkarte. Und das bei jeder Veranstaltung. Jeder Schwung Tickets also ein eigener Bestellvorgang, ein eigener Bezahlvorgang, eine Belehrung von Frau Ticketing, wo und wann die Sportveranstaltung stattfindet. Und welche es ist. Mensch, Mädchen, wie grenzdebil müssen wohl einige Leute sein, die Tickets für Biathlon bestellen und am Ende nicht mehr wissen, dass sie Tickets für Biathlon bestellt haben? Was für eine schwere Geburt! Aber Ende gut, alles gut. Nach ca. zwei Stunden waren wir um 2.000.000 Won ärmer und um 40 Tickets reicher.

 

Da uns dann mit Curling unsere Nachmittagsbeschäftigung abhanden gekommen ist, haben wir uns erstmal ins Olympia-Gelände aufgemacht. Da gibt’s Bier und das schreit ganz laut nach uns!

...to be continued...

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0